Lotus Esprit S3 Turbo
Kapitel I
Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der
Essex Commemorative Lotus Esprit Turbo begründete im Jahre 1980 die
lange und überaus erfolgreiche Tradition der aufgeladenen Lotus Esprit.
Zur Enthüllung dieses Fahrzeugs gab der damalige Formel 1 Sponsor
"Essex-Petroleum" eine Party in der Londoner Albert Hall, wo das Fahrzeug medienwirksam präsentiert wurde. In den
folgenden Monaten wurden 45 dieser ausschließlich in blau, rot und
silber lieferbaren Modelle gefertigt. Bereits ein Jahr später ging das
Fahrzeug unter der Bezeichnung Lotus Esprit Turbo in Serie.
Grundlage für die Entwicklung stellte der Lotus Esprit S2.2
dar, welcher ebenfalls 1980 in Produktion ging. Dieser wurde mit einem Abgasturbolader des
Herstellers Garrett versehen, welcher die Leistung in der ersten
Version auf 210 PS anhob. Um die
Ölversorgung auch bei hohen
Querbeschleunigungswerten sicherzustellen, wurde eine
Trockensumpfschmierung verbaut (Ende 1981 wurde jedoch wieder auf
Nasssumpfschmierung umgerüstet). Auch die
von Giorgetto Giugiaro designte Karosserie erfuhr eine Überarbeitung. Diese wurde mit einem größeren
Frontspoiler, neuen
Seitenschwellern und einem
vergrößerten Heckspoiler versehen, um der gesteigerten Potenz des
Wagens sowohl optisch, als auch aerodynamisch gerecht zu werden. Ebenso
wurde das Chassis umfassend überarbeitet. Dieses wurde nun
komplett feuerverzinkt und wies zudem eine deutlich erhöhte
Torsionssteifigkeit auf.
Um der gesteigerten Motorleistung auch fahrdynamisch gerecht zu werden,
wurde die Spurweite an der Vorderachse um 1 Zoll vergrößert. Des
weiteren wurden an der Hinterachse die Querlenker und Fahrwerksstreben
in Länge und Dimensionierung angepasst. Eine vergrößerte Kupplung
rundete das Optimierungspaket ab. Das so entstandene Fahrzeug generierte
Fahrleistungen, die es problemlos ermöglichten, einem Ferrari 308 Paroli
bieten zu können. Er war zudem im Jahre 1980 der schnellste und
stärkste Serien-Lotus aller Zeiten. Weitere fünf Jahre später wurde das
Fahrzeug
insbesondere motorseits nochmals überarbeitet und als "Lotus Esprit
Turbo HC" auf den Markt gebracht. Die Bezeichnung "HC" steht für "High
Compression" und deutet auf die maßgebliche Veränderung am Esprit-Motor
hin: das Verdichtungsverhältnis. Dieses wurde mittels geänderten
Mahle-Kolben von 7,5:1 auf 8,0:1 angehoben. In Verbindung mit
vergrößerten Vergasern, einer strömungsoptimierten
Aluminium-Ansaugbrücke, sowie einer moderaten Ladedruckerhöhung um 0,1
bar, ergab sich so eine Leistungssteigerung von 8 PS gegenüber der
normalen Turbo-Variante. Der entscheidende Vorteil lag jedoch in dem um
27 Nm gesteigerten Drehmoment, welches zudem bereits 250 U/min früher
zur Verfügung stand. So wurde ein deutlich verbesserter Durchzug im
mittleren Drehzahlbereich, sowie ein verringerter Kraftstoffverbrauch
erreicht. Für den US-Amerikanischen Markt wurde eine als "Turbo HCi"
bezeichnete Version des Lotus Esprit angeboten. Diese verfügte über
einen Katalysator, sowie Lambdaregelung. Auch im Kino kam der Lotus Esprit
Turbo zu Berühmtheit. Nachdem ein Esprit S1 bereits in dem James-Bond
Streifen "The Spy who loved me" zu sehen war, entschied man sich im
Jahre 1980 dafür, wieder einen Esprit als "Bond-Mobil" einzusetzen. So fuhr
Roger Moore alias James Bond in "For your Eyes only" in einem Esprit
Turbo über die griechische Insel Korfu. Im Verlauf des Films zeigt der
"Gadget-Spezialist" Q, wie sich der britische Secret Service eine
adäquate Diebstahlsicherung vorstellt (zu ungunsten des Esprit). Im Jahre 1987 wurde die Produktion des Lotus Esprit Turbo in der
S3-Version zugunsten des nun von Peter Stevens überarbeiteten
Esprit-Designs eingestellt.
Zur Ausstattung gehörten: Aluminiumfelgen, Klimaanlage,
Diebstahlwarnanlage, Lederausstattung, Lederlenkrad, sowie ein 5-Gang
Schaltgetriebe. |
Der Lotus Esprit Turbo in der HC -Version
Die Lamellen auf der Heckscheibe sorgten für bessere Motorbelüftung
Der Lufteinlaß auf der hinteren rechten Seitenscheibe mündet in den Luftfilter des 2,2 Liter Motors
Die späteren Esprit Turbo trugen 1-teilige BBS-Räder
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Auch auf der Rennstrecke fühlt sich der Lotus Esprit Turbo wohl |
Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 4-Zylinder
Reihenmotor mittig und längs zur Fahrtrichtung eingebaut,
zwei
obenliegende Nockenwellen,16-Ventile, Bohrung x Hub: 95,0 mm x 76,0 mm,
Hubraum: 2174 ccm, Zahnriemensteuerung, Dellorto Vergaser (HCi: mechanische Benzineinspritzung), Turbolader Garrett T3 | Leistung: | Turbo / Essex: 154 kW / 210 PS bei 6250 U/min Turbo HC: 160 kW / 218 PS bei 6000 U/min | Leistungsgewicht: | Turbo / Essex: 5,46 kg/PS Turbo HC: 5,62 kg/PS | Drehmoment: | Turbo / Essex: 271 Nm bei 4500 U/min Turbo HC: 298 Nm bei 4250 U/min
| Antriebskonzept: | Mittelmotor, Heckantrieb, 5-Gang Schaltgetriebe | Abmessungen: | Länge
x Breite x Höhe: 4290 mm x 1855 mm x 1120 mm
| Tankinhalt: | 68 Liter | Leergewicht: | Turbo / Essex: 1148 kg Turbo HC: 1227 kg
| Bauzeitraum: | Essex: 1980 Turbo: 1981-1986 Turbo HC: 1987
| Stückzahlen: | Essex: 45 Stk. Turbo: ca. 1500 Stk.
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Lotus Esprit Turbo war der erste aufgeladene Esprit überhaupt.
Entsprechend hat das Fahrzeug einige "Kinderkrankheiten", welchen im
Laufe der Produktion Rechnung getragen wurde. Eine dieser Krankheiten
betrifft das sogenannte "Wastegate-Ventil". Dieses sorgt dafür, dass
der Ladedruck eine festgelegte Grenze nicht überschreitet, um Motor und
Antriebsstrang nicht zu überfordern. Doch gerade diese Funktion ist bei
den frühen Modellen oftmals eingeschränkt. Das Wastegate-Ventil sitzt
recht ungünstig im Spritzwasserbereich und kann so aufgrund von
Korrosion festsitzen. Dadurch steigt der Ladedruck extrem an und kann
somit Motor und Antriebstrang gefährden. Hier sollte also immer ein
besonderes Augenmerk auf Korrosionsfreiheit und Gangbarkeit gelegt
werden. Bei den Turbo HC Modellen wurde dieses Problem durch einen
"Overboostswitch" gelöst, welcher die Zündung bei zu hohem Ladedruck
unterbricht. Einen Ersatz für das problematische Wastegate-Ventil ist leider nur sehr schwer
zu beschaffen.
Eine weitere Problemstelle betrifft den Thermoschalter für die
Kühlerlüfter. Dieser sitzt ebenfalls recht ungünstig positioniert vorne rechts im
Spritzwasserbereich. Durch Korrosion an den Anschlüssen, sowie der
Verkabelung, kann dieser schnell seinen Dienst quittieren. Eine
Überhitzung des Motors mit den bekannten Folgen kann so das Resultat
sein. Auch aufgrund der eher filigranen und korrosionsfreudigen
Zylinderkopfdichtung der frühen Esprit S3 Turbo, sollte auf die
korrekte Funktion des Thermoschalters besonders geachtet werden.
Die Modelle vor Erscheinen der HC-Version nutzen für die Herstellung
der korrekten Zahnriemenspannung einen Riemenspanner in Alugehäuse mit Feder. Dieses
System hat sich als sehr sensibel gezeigt, da das Alugehäuse häufig
reißt. Ein Nachlassen der Zahnriemenspannung, sowie ein mögliches
Überspringen des Zahnriemens mit der Folge eines kapitalen
Motorschadens, kann hier das Ergebnis sein. Die frühen Modelle des
Esprit S3 Turbo nutzten eine Trockensumpfschmierung zur Versorgung des
Motors mit Schmieröl. Als sehr problematisch erwies sich hierbei, den
Ölstand korrekt zu messen. Nach Herstellerangabe ist der Stand auf
ebener Fläche und innerhalb von 2 Minuten nach Abstellen des Motors zu
prüfen. Aber auch wenn man sich strikt an diese Anweisung hält, können
bei 3 Messungen durchaus auch 3 verschiedene Ergebnisse am Peilstab
erzielt werden. Wohl auch aus diesem Grund wurde gegen Ende des
Modelljahres 1981 wieder auf Nasssumpfschmierung umgestellt.
Des weiteren sollte auch darauf geachtet werden, dass die vorderen
Aufhängungen des Targadachs kein allzu großes Spiel aufweisen.
Ansonsten kann sich das Dach aus der Verankerung lösen und davonfliegen.
Das von Citroen stammende Getriebe erwies sich als recht dauerhaltbar
und robust. Zu beachten ist hier aber trotzdem die eher mäßige
Ersatzteillage, falls doch mal etwas kaputtgeht. Auch auf die Lagerung
der Schaltstangenbuchsen sollte ein besonderes Augenmerk gelegt werden,
welche nicht selten ausschlagen. Von den "traditionellen"
Esprit-Schwachstellen blieb auch der S3 Turbo nicht verschont. Diese
betreffen undichte Kupplungsnehmer- und Geberzylinder, sowie rostende
Tanks.
Schwachpunkte
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Viel Leder kennzeichnet das Esprit Turbo Cockpit
Der 2,2l 16V Turbo - Motor sorgte für Fahrleistungen auf Ferrari-Niveau
Unter der Frontklappe fand ein Notrad seinen Platz
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| Fahrleistungen (Herstellerangaben)
| Höchstgeschwindigkeit:
| 235 km/h | Beschleunigung:
| 0-100 km/h: 6,7 sek.
| Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Doppelte
Dreiecksquerlenker, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer, Stabilisator
/ Doppelte Querlenker, Schräglenker, Schraubenfedern, Telekopstoßdämpfer | Rad-/Reifenkombination: vorne / hinten: | 195/60R15 auf Aluminiumfelge 7,0J x 15/ 235/60R15 auf Aluminiumfelge 8,0J x 15
| Bremsen (Herstellerangaben) | Unterdruckbremskraftverstärker, Bremsscheiben rundum, vorne mit Innenbelüftung, hinten innenliegend, Ø vorne /
hinten (Turbo): 267 mm / 246 mm, Ø vorne /
hinten (Turbo HC): 257 mm / 276 mm | Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart eine sehr direkte aber
schwergängige Lenkung. Das Fahrverhalten ist mittelmotortypisch
neutral. Mit einer Tendenz zum Übersteuern ist aber jederzeit zu
rechnen. Die längsdynamische Umsetzung ist auch heute noch auf gutem
Sportwagenniveau. Das sogenannte "Turboloch" ist jedoch deutlich
ausgeprägter, als bei modernen aufgeladenen Motoren. Durch die tiefe Sitzposition in Verbindung mit der
flachen
Frontscheibe wird das Gefühl vermittelt, in einem Rennwagen zu sitzen. Der omnipräsente und kernige Motorsound unterstützt dieses Gefühl zusätzlich. |
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| Fazit und Kaufberatung
Der
Lotus Esprit S3 Turbo ist ein seltener Gast in den deutschen
Gebrauchtwagenbörsen. Seine flache und kantige Karosserie haben ihm in
Verbindung mit seinen guten Fahrleistungen jedoch eine große
Fangemeinde beschert. Wen die genannten Problemstellen nicht
abeschrecken, der bekommt einen außergewöhnlichen Sportwagen, der viele
Blicke auf sich zu ziehen vermag. Ein Schnäppchen kann möglicherweise
machen, wer sich auf den britischen Inseln umschaut. Diese Modelle mit
Rechtslenkung rangieren preislich deutlich unter denen aus
Kontinentaleuropa. Die seltenen HC-Modelle sind aber unabhängig davon
deutlich teurer, aufgrund der überarbeiteten Technik jedoch deutlich
empfehlenswerter als die LC-Modelle. |
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